Mutter-Kind-Kur Wiefelstede
Momlife

Erfahrungsbericht zur Mutter-Kind-Kur in Wiefelstede (Teil 2)

Im vorherigen Teil (klick hier) habe ich euch bereits berichtet, wie schrecklich ich die Fremdbetreuungssituation in der Mutter-Kind-Kur Wiefelstede fand und erzählte euch, wie man mit uns umging, als meine Tochter eine Mandelentzündung bekam.

Mutter-Kind-Kur: Abbruch bedeutet Bürokratie pur

Am 9. Tag beschloss ich unsere langersehnte Mutter-Kind-Kur in der MVKK Wiefelstede vorzeitig zu beenden. Meine Tochter wollte erneut gar nicht zur Betreuung. Nicht mal aus dem Zimmer raus. Sie machte mir Theater, was ungewöhnlich war.

An der Rezeption war man über meinen Wunsch, die Mutter-Kind-Kur abzubrechen, geschockt. Zuerst musste ich zum Klinikarzt. Eine neue fremde Person. Das Gespräch lief so lala. Den interessierte eher, wie es für meine Tochter im kitafreien Leben in Berlin weitergehen soll. Aber ich sagte ihm, das habe mit dem Hier und Jetzt gar nichts zu tun. Anschließend erfolgte ein Gespräch mit der Psychologin. Die bot uns erst an, dass man besprechen könne zu bleiben und nur an den gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen, aber das erlaubte die Klinikleitung nicht. Ein Glück. Das hätte sich für uns auch nicht gut angefühlt. Also kam das Ja zur Abreise aus der MVKK Wiefelstede. Denn wichtig zu wissen ist, ohne medizinisches Einverständnis, kann die Kurklinik dem Patienten eine Rechnung schicken. Die kann locker vierstellig sein.

Ein letzter Vorfall im Kinderhaus der MVKK Wiefelstede

Am letzten Nachmittag nutzen wir den Spielplatz am Kinderhaus. Ich musste meine Tochter dazu überreden. Selbst da wollte sie nicht mehr hin. Dort bekam ich folgende Situation mit: Ein Junge, der circa 4 Jahre alt war, saß auf einem Dreirad und hatte wohl eine laufende Nase. Der Erzieher war recht jung und rief zweimal nach ihm, er solle sich drinnen ein Taschentuch holen gehen. Der Junge fuhr aber weiter. Dann schrie er den Kleinen an, ging zu ihm und packte ihn von hinten leicht an der Schulter. Sprach mit ihm und hob ihn von dem Fahrzeug runter. Der Junge weinte. Dann setzte er ihn auf eine Bank und sagte ihm, er müsse da jetzt 5 Minuten sitzen bleiben und solle mal überlegen, warum er nicht weiterspielen dürfe. „Das nächste Mal hörst du besser auf mich“, fiel dann.

Ich ging hin. Und sagte dem Erzieher, dass ich das gar nicht gut finde. Dass er doch auf Augenhöhe mit dem Kind reden könne, nicht schreien soll, dass man dem Kleinen auch anbieten kann, zusammen die Nase zu putzen. Und dass man ein Kind nicht mit Strafen behandeln sollte. Seine Gruppenleitung kam dazu und stimmte mir zu. Erst antwortete er, der Junge sei in letzter Zeit ja öfter frech gewesen, dazu sagte ich dann noch etwas und er lenkte ein, dass das wohl nicht ganz richtig war. Ich hoffe sehr, er hat sich das zu Herzen genommen.

Mir hat das nur wieder gezeigt, dass ich mit der Abreise die richtige Entscheidung getroffen habe und meine Tochter schon ihre Gründe haben wird, warum sie da nicht hinwollte.

Positive Punkte der Mutter-Kind-Kur Wiefelstede

  • Landschaft
  • Luft
  • Nähe zur Nordsee
  • Freundlichkeit der Angestellten und Dorfbewohner(innen)
  • Alles fußläufig erreichbar
  • Indoor-Spielplatz am Wochenende für Eltern mit Kind nutzbar, (zweimal die Woche am Nachmittag durch die Betreuung genutzt)
  • Nette Vorträge zum Umgang mit Kindern
  • Ausflüge an die Nordsee von der Kurklinik ermöglicht
  • Ein paar Eltern Kind Anwendungen im Angebot (unter 3 Jahre: Eltern-Kind-Massage, Turnen Töpfern)
  • Wundervolles frisches Essen (das Beste an der Kur!)
  • Tolle, helle Zimmer mit Familienbetten und Fernseher

Negatives

  • Kinderbetreuung
  • verpflichtender Arztvortrag, in dem auf die Wichtigkeit von Impfungen hingewiesen wird
  • Kur-Programm war für mich nicht ansprechend: Hätte gern mehr mit Kind zusammen gehabt
  • Kein Handynetz im Haus und daher kein mobiles Internet (ich hatte einen O2 Vertrag)
  • kein WLAN außer im Gemeinschaftsraum
  • Unfassbar laut und hektisch im Haus und vor allem beim Essen (87 Kinder zu meiner Kurzeit)
  • Probleme im Vorfeld bei der Aufnahme eines ungeimpften Kindes

Ich hatte durch meine kritische Einstellung zur Fremdbetreuung unter 4 Jahren und unserem bedürfnis-/beziehungsorientierten Lebensstil nicht so recht Anschluss zu anderen und zum Programm finden können. Ich musste mich sehr oft abgrenzen. Oft triggerte mich das Verhalten anderer mit ihren Kindern oder deren Aussagen. Ich kam leider gestresster nach Hause als ich hingefahren bin. Aber ich bin dennoch froh, mir einen Eindruck verschafft zu haben.

4 Comments

  • Jenny

    Liebe Jenny, danke dir für deinen ehrlichen Einblick. Ich selbst bin ja von Geburt an auch alleinerziehend und hatte am Anfang echt mit all den Hormonen und Emotionen zu tun …. ein Baby, was die ersten 5/ 6 Monate nur auf mir mir schlief, sich also nicht wirklich ablegen ließ – komplett neu für mich, KEINE Zeit mehr für mich zu haben oder meinem Tagesplan zu folgen und eben gefühlt “fremdbestimmt” zu sein. Habe entsprechend mit Neurodermitis bzw, mit einem derartig heftigen Schub reagiert, dass ich mich nur noch verkriechen wollte. Die ganze Haut am Körper offen, jegliche Berührung tat weh und alles war mir zu viel. Oft kam dann auch “mach doch eine Mutter-Kind-Kur”, “du musst auch mal was für dich tun”, “dann leg ihn doch mal ab und lass ihn schreien, du musst dich selbst auch wichtig nehmen” – dass hinter meinem Schub einfach wichtige (andere), persönliche Themen steckten, die angetriggert wurden, wollte kaum einer hören. Ich sagte dann auch immer; wie stellt ihr euch das vor? Das Kind müsste ich ja in eine Betreuung geben?!! ER, der mit deutlich zeigt, was er braucht und will, soll dann abgegeben werden? Nein! DAs will ich nicht! Bis heute nicht. Er ist jetzt 14 Monate und ja, ich bin auf der Suche nach einem Kitaplatz, da ich wieder arbeiten gehen würde wollen/ muss, um Geld zu verdienen, allerdings gab es bisher nur Absagen und ich stehe jetzt vor einem “anderen Problem”, jedoch wäre dann die Eingewöhnung im sanften Sinne, die wir beide mitgestalten und nicht einfach mal in paar Stunden oder 1 bis 2 Tagen…
    Ich folge ja so einigen Alleinerziehenden Reisemamis und wer weiß, irgendwann stehe ich auch in den Startlöchern… (noch bin ich nicht so weit) … das Herz muss noch eine wenig heilen bzw ich brauche noch ein wenig mehr Mut! Vielen Dank für deinen Blog und dich auf Instagram!
    Auch habe ich gerade deinen “Ich habe mich verliebt”-Post gelesen… Toll, enjoy! That’s life! Das freut mich echt so für dich! Ja, die Liebe… da muss ich mich auf noch mehr für öffnen und noch viel mehr bei mir selbst anfangen… ich bin auch so eine kleine “ich geh allein meinen Weg”, da zu viel Verletzungen und eben kaputte Beziehungen, so dass ich schon gar nicht mehr richtig an “die Liebe in Bezug auf einen Mann” glauben kann.. aber die Arbeit fängt ja immer bei einem selbst an und eben auch das Loslassen! Liebe Grüße aus Berlin Jenny

  • Steffi

    Ich habe ähnliche Erfahrungen in Wiefelstede gemacht.
    Am Tag der Ankunft musste man ziemlich lange draußen warten, bis man durch die „Coronaschleuse“ kam. Nach einer kurzen Führung durchs Haus hatte man dann kurz Zeit zum Auspacken, bevor es zum Arztgespräch ging und im Anschluss zum Abendessen. Es blieb keine Zeit für die von der Klinik gewünschte „Eingewöhnung“ der Kinder im Kinderhaus.
    Am zweiten Tag sollten dann die Kinder auch wieder zur Betreuung. Leider hatten sich in der Gruppe der ganz Kleinen zwei von vier Erzieherinnen krank gemeldet, sodass nur eine Erzieherin und eine Erzieherin-Schülerin verblieben. Die beiden waren mit den vielen kleinen Kindern natürlich hoffnungslos überfordert, sie wirkten extrem gestresst und aufgrund der vielen schreienden Kleinkinder genervt. Entsprechende wurde ich dort mit den Worten „Bitte nehmen Sie sie wieder mit“ begrüßt. In der Klönstuv saßen noch mehrere Mütter, die dieselben Erfahrungen in dieser Gruppe gemacht hatten und entsprechend empört waren. Zum Erstgespräch mit der Psychologin musste ich meine Kleine dann mitnehmen. Nachmittags gab es dann einen verpflichtenden Vortrag für alle Eltern, sodass die Kinder alle ins Kinderhaus MUSSTEN. Die Situation in der Gruppe der Kleinen war aber immer noch dieselbe. Die meisten Kinder haben geschrien, die Erzieherinnen hoffnungslos überfordert. Mir wurde die Kleine förmlich aus der Hand gerissen mit den Worten „Gehen Sie!“. Nach 30 Minuten im Vortrag wurde ich (und auch andere Mütter) geholt, da sich die Kinder (natürlich) nicht beruhigen ließen. Mein Kind war in einem Buggy festgebunden und schrie sich die Seele aus dem Leib. Ich habe 15 Minuten gebraucht, bis sie sich beruhigt hat. Auch am Folgetag war die Gruppe der Kleinen noch unterbesetzt, sodass die Situation dieselbe war. Die Erzieherin ist sogar in Tränen ausgebrochen. Da ich frühzeitig dort war, bin ich dann dort geblieben, um die Gruppe zu unterstützen. Neben meinem eigenen habe ich mir noch 2 weitere weinende Kinder geschnappt und in einer Ecke mit Ihnen gespielt. Durch das Chaos und die Hektik waren die Erzieherin und die Schülerin nicht in der Lage, auch nur ein Kind zu beruhigen. Leider musste ich meine Kleine dann dalassen, da ich zu einer Anwendung musste, die aber Gott sei Dank nur eine halbe Stunde dauerte. Mein Kind habe ich dann sofort wieder abgeholt. Auch am Folgetag wurde ich aus einer Veranstaltung geholt, diesmal aus dem Gespräch mit der Psychologin, weil die Kleine sich weggeschrien hat. An den folgenden Tagen ist meine Große dann immer mit in die Gruppe der Kleinkinder und hat sich dort um ihre Schwester gekümmert, sodass es dann wohl mit der Betreuung ging.
    Die ganze Situation hatte zur Folge, dass meine Kleine sich panisch kreischend an mich gekrallt hat, sobald wir an der Tür zum Kinderhaus vorbeigingen, auch wenn es nur auf dem Weg zum Speisesaal war. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht nachhaltig geschädigt wurde. Man hätte die Situation in dieser Gruppe auch anders lösen können, indem man aus den anderen Gruppen Erzieher abgezogen hätte.

    Zum Zimmer: Wir hatte zwei Schlafzimmer zur Verfügung, was ganz gut war, weil die Kinder einen eigenen Schlafraum hatten und ich abends noch in Ruhe lesen konnte. Die Zimmer waren sauber, nur in der Dusche lief das Wasser nicht ab. Das wurde aber schnell durch einen Hausmeister behoben.

    Zum Essen: Die Klinik wirbt ja mit frischer Essenszubereitung auch für Kleinkinder. Leider gab es kaum Dinge, die meine Kleine essen konnte. Die Kartoffeln waren meist noch roh innen, das Gemüse zu bissfest für solch Kleine. Es gab häufig Mittagessen, das für Kinder ungeeignet war, sodass mehrere Eltern ihren Kindern bereits beim Frühstück Brötchen fürs Mittagessen gemacht haben. Meiner Kleinen hab ich dann Hipp-Gläschen gekauft.
    Vom Obst her gab es immer nur Äpfel, Bananen, Trauben und Birnen, kein Obst der Saison (Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Kirschen). Die Klinikleitung sagte anfangs, sie bemühen sich, auf Kritik und Wünsche einzugehen, aber hier ist leider nichts passiert.

    Die Anwendungen waren rar gesät, meist hatte man eine halbe Stunde pro Tag. Der Sinn sollte sein, dass man Zeit für sich hat und zur Ruhe kommt bzw ins Gespräch mit anderen Müttern/Vätern. Freiwillige Angebote gab es auch, vieles davon war jedoch schnell ausgebucht. Vieles fiel krankheitsbedingt (Kursleiter erkrankt) aus. Ich bin aus psychologischen Gründen hingefahren, hatte aber gerade mal 2 Gespräche mit der Psychologin. Dafür 6x Fitnessstudio. Nicht sehr sinnvoll. Aus ähnlichen Beweggründen haben allein 4 Leute, die ich dort kennengelernt habe, abgebrochen und sind nach Hause gefahren.

    Zusammenfassend würde ich die Klinik keinesfalls an Leute mit kleineren Kindern weiterempfehlen. Mit größeren Kindern (ab 4 aufwärts) ist es wohl besser. Wer Zeit für sich braucht, ist dort gut aufgehoben, wer tatsächlich Hilfe erwartet, eher nicht.

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